11.03.2020 - 27.03.2020


Fernreise in die Pandemie

Kein Grund zu bleiben, ist der beste Grund zu gehen

Als wir vor etwas über einem Jahr, am 11.03.2020, unseren langersehnten Malaysia-Urlaub mit einer Bahnfahrt von Braunschweig nach Frankfurt begonnen haben, ahnten wir noch nicht, was da auf uns zukommen würde.

 

 

Während der Zugfahrt verschickten wir sogar noch Videos, in denen sich über Corona lustig gemacht wurde.

 

Am Frankfurter Airport war aus unserer Sicht zu diesem Zeitpunkt die Welt auch noch in Ordnung.
Rückblickend könnte man zwar feststellen, dass bereits etwas weniger los war, als normalerweise, aufgefallen ist uns

dies -wenn überhaupt- allerdings nur dadurch, dass es beim Italiener im Fernbahnhof abends relativ leer war,

obwohl das Restaurant normalerweise sehr gut besucht ist.

 

Wir haben den Grund hierfür allerdings eher in einer verschobenen Messe (und damit ausbleibenden Gästen) gesehen,

als in einer auf uns zurollenden Pandemie.
Von daher waren wir keineswegs beunruhigt und haben unseren letzten Abend auf deutschem Boden angemessen

ausklingen lassen.

 

 

Auch als am nächsten Tag beim Boarding diverse Passagiere ausgerufen wurden und sich herausstellte, dass diese nicht mit nach Doha fliegen durften, weil sie sich in den letzten 14 Tagen in Italien aufgehalten hatten, haben wir uns noch keine Gedanken darüber gemacht, wie sich die Situation rund um das bis dahin unbekannte Virus weiterentwickeln könnte.

 

Schließlich waren wir ja nicht in Italien… 

 

 

Auch in Doha hatten wir noch keinen Grund zur Sorge. Zwar trug unser Sixt-Ride-Chauffeur bereits eine (mittlerweile allgegenwärtige) OP-Maske, ansonsten war aber alles normal.

 

Unser Hotel (Hilton Doha) war nahezu ausgebucht, die Executive-Lounge war stets gut besucht und auch am stark frequentierten hauseigenen Strand hatte man nicht den Eindruck, dass sich die Situation (sehr) bald ändern wird.

 


Auch hier waren wir noch zu Scherzen aufgelegt und schickten folgendes Foto in die Heimat:

 

 

Einen Tag vor unserer Abreise in Richtung Singapur hörten wir dann erstmals von einer Einreisesperre für Touristen aus Deutschland. Diese sollte am 15.03.2020 um 23.59 Uhr in Kraft treten:

 

 

 …Wir sollten zwar um 21.15 Uhr ankommen, trotzdem war uns hier das erste Mal etwas mulmig.

Nach einem sehr angenehmen Flug und einer problemlosen Einreise „kurz vor knapp“

 

 

sowie der Bestätigung der (wie immer) sehr zuvorkommenden Immigration Officers, dass wir am nächsten Tag auch problemlos nach Malaysia weiterreisen dürfen, wurde dieses erste seltsame Gefühl aber schnell durch die Freude, dass wir es „gerade noch so“ geschafft hatten, verdrängt.

 

Zwar war zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass wir aller Voraussicht nach nicht über Singapur wieder nach Hause fliegen können, wir waren aber sehr zuversichtlich, dass wir den Abflughafen für unseren Rückflug unkompliziert auf Kuala Lumpur ändern können. 

 

Nach einer Nacht im Crowne Plaza Hotel im Changi Airport ging es dann am nächsten Morgen auf unsere Lieblingsinsel Langkawi.

 

 

Auch hier gab es keinerlei Probleme bei der Einreise und auf Langkawi war alles so, wie wir es seit rund 20 Jahren kennen.

 

Unser Hotel (Pelangi Beach Resort) war, wie auch das Hilton in Doha, sehr gut gebucht, so dass wir beim Einchecken sogar ein wenig warten mussten.

 

 

 

Beim ersten Abendessen im Thirstday, einem unserer Lieblingsrestaurants direkt am Strand,  waren die letzten Sorgen ganz schnell vergessen und der Urlaub konnte nun, nach einem etwas stressigen Start, endlich richtig beginnen!

 

 

 

…Schließlich waren wir auf unserer Lieblingsinsel, in unserem Lieblingshotel angekommen und hatten ganze 14 Nächte pure Erholung mit Sonne, Strand und Meer vor uns!!

 

 

 

Diese Freude konnte auch die Nachricht über eine Einreisesperre nach Malaysia ab 18.03.2020 nicht trüben.

Erstens hatten wir erst den 17.03.2020 und zweitens war die Aussicht auf nicht nachkommende Touristen in Anbetracht des fast ausgebuchten Resorts (immerhin 355 Zimmer verteilt auf viele kleine Chalets) gar nicht mal so unangenehm…  

 

Am nächsten Tag sank dann auch -wie erwartet- die Zahl der Hotelgäste.

 

Allerdings in einem Tempo, welches wir so nicht erwartet hatten!

 

Innerhalb weniger Stunden reiste ein Großteil der Gäste ab und wir kamen uns in dem großen Resort plötzlich ziemlich „einsam“ vor. Zum Glück waren wir zwischenzeitig aber nicht mehr alleine, sondern hatten -es war ja mittlerweile übersichtlich am Strand- einige deutsche Touristen getroffen, die von der Situation ebenso überrascht waren, wie wir.

 

Noch am selben Tag wurde uns mitgeteilt, dass wir das Frühstück in den nächsten Tagen nicht mehr im Restaurant erhalten,

sondern uns dieses aufs Zimmer geliefert wird. Anfangs erschreckte uns nur die Aussicht auf weniger Auswahl, nachdem allerdings auch sämtliche Restaurants am Pantai Cenang (Strandabschnitt) schließen mussten und nur noch Essen zum Abholen anbieten durften, hatten wir zum zweiten Mal in unserem Urlaub ein mulmiges Gefühl.

 

Wir machten es uns zwar trotzdem so gemütlich wie möglich, indem wir unser Essen am Pool genossen haben,

ein entspannter Urlaub war es zu diesem Zeitpunkt allerdings schon nicht mehr.

 

 

 

Als dann ein paar Tage später auch noch die Nachricht folgte, dass wir nicht mehr in die Pools und auch nicht mehr ins Meer dürfen, wurde es langsam aber sicher ungemütlich. Unser Zimmer wurde zu diesem Zeitpunkt auch schon nicht mehr täglich gereinigt, es gab keine neuen Handtücher für die Liegen mehr und auch die Essenslieferungen dauerten mittlerweile sehr lange.

 

Gleichzeitig mussten wir feststellen, dass immer weniger Flugzeuge auf Langkawi landeten.

Unter den wenigen verbliebenen Touristen machte das Gerücht die Runde, dass der Flughafen auf Langkawi daher bald schliessen würde.
Da wir von der Hotelleitung allerdings die Zusage hatten, dass wir bis zum regulären Ende unseres Urlaubs auf Langkawi unser Zimmer behalten können und auch die Essensversorgung gesichert sein würde, haben wir uns -erstmal- nicht um eine frühere Abreise gekümmert.

 

Nachdem wir uns auf der ELEFAND-Liste des Auswärtigen Amtes registriert hatten, erhielten wir von der deutschen Botschaft in Kuala Lumpur zwar die dringende Empfehlung, so schnell wie möglich nach Hause zu reisen, wie genau wir das anstellen sollten, ließen sie allerdings offen. Qatar Airways war zu diesem Zeitpunkt weder telefonisch, noch per Mail zu erreichen.

 

Wir hatten daher nach alternativen Rückflügen gesucht und wurden letztendlich bei Emirates fündig:
Diese hatten die günstigsten Rückflüge von Kuala Lumpur nach Frankfurt für rd. 1.000 € pro Person angeboten,

alle anderen Flüge hätten deutlich mehr gekostet.

 

Andere deutsche Touristen erzählten uns allerdings, dass sie Qatar Airways erreicht hätten und deren Rückflüge kostenlos auf ein früheres Datum und einen anderen Abflughafen umgebucht wurden. Wir wollten daher den gleichen Weg versuchen, anstatt bei Emirates zu buchen. Immerhin hätten uns die Flüge rd. 2.000 € gekostet und zwar in der Economy.

 

Nachdem wir einen ganzen Tag lang vergeblich versucht hatten, die Büros in Frankfurt, Berlin, München, Doha, Singapur und Kuala Lumpur telefonisch und per Mail zu erreichen, haben wir zusätzlich Nachrichten über Facebook und den Facebook-Messenger an Qatar Airways gesendet und hofften auf eine Antwort am nächsten Morgen.

 

Auch auf die Gefahr hin, dass die jetzt unglaubwürdig klingen mag, in der Nacht sind wir beide gleichzeitig um 04.00 Uhr aufgewacht, haben uns angeschaut und gesagt: wir buchen die Flüge genau jetzt, egal was es kostet!
Die Flüge mit Emirates waren allerdings nicht mehr zu finden!

Vielmehr mussten wir erschrocken feststellen, dass Emirates gar keine Flüge mehr durchführte und die gesamte Flotte gegroundet war. Etwas, was wir -bis zu diesem Zeitpunkt- niemals für möglich gehalten hätten!!

 

Wir haben also -noch in der Nacht- versucht bei Qatar Airways zu buchen. Hier sollten die Tickets für die Rückflüge von Kuala Lumpur nach Frankfurt allerdings rd. 2.500 € kosten. Pro Person! Und in der Econmy!!

Nachdem wir durchgerechnet hatten, dass wir für 5.000 € noch sehr sehr lange auf Langkawi hätten bleiben können und wir außerdem davon überzeugt waren, dass das Auswärtige Amt früher oder später einen Rückholflug von Kuala Lumpur aus durchführen würde, hatten wir weitergehende Recherchen zunächst auf den folgenden Tag verschoben.

 

Nach einem Frühstück auf unserer Terrasse, welches uns aufgrund der sehr ungewissen Situation nicht wirklich geschmeckt hat

 

 

haben wir dann unseren morgendlichen Strandspaziergang unternommen.

Aber auch hierbei war -trotz des schönen Wetters- die Stimmung gedrückt.

Normalerweise wünscht sich jeder Reisende so einen wunderschönen Strand nur für sich:

 

 

Wir haben uns zu diesem Zeitpunkt allerdings nichts sehnlicher gewünscht, als ganz viele Menschen, die den Strand bevölkern.

Bis auf die wenigen Touristen, die noch auf der Insel waren, war aber weit und breit niemand zu sehen.

 

Auf dem Rückweg zu unserem Zimmer haben wir dann von zwei Touristinnen aus Deutschland einen wertvollen Tipp erhalten:

Die Preise für Rückflüge sollen deutlich günstiger sein, wenn die Buchung aus Deutschland erfolgt.

 

Hier waren wir sehr froh über unseren VPN-Tunnel nach Hause, den wir eigentlich zu einem ganz anderen Zweck
(nämlich um im Ausland deutsches Fernsehen über den Amazon TV-Stick schauen zu können) hatten.
An dieser Stelle noch einmal tausend Dank an Dominik von yourtravel.tv für diesen Tipp!

 

Dadurch konnten wir nun nach Flügen "von zu Hause aus" schauen und wurden auch sehr schnell fündig:

Dieselben Flüge mit Qatar Airways, die bei einer Buchung aus Malaysia rd. 2.500 € pro Person gekostet hätten,

kosteten bei einer Buchung aus Deutschland auf einmal nur noch rd. 350 € pro Person, also mal eben 2.150 € weniger.

Pro Person!! Hier haben wir natürlich sofort zugeschlagen.


Nachdem wir -da auch Malaysia Airlines weder telefonisch noch online zu erreichen war- auch noch einen zusätzlichen

Flug von Langkawi nach Kuala Lumpur gebucht hatten, hieß es ab da nur noch abwarten und Tiger trinken.

Denn auch wenn wir Langkawi wirklich lieben, für uns war klar: "Kein Grund zu bleiben ist der beste Grund zu gehen"!

 

 

Am 26.03.2020, also 4 Tage vor unserem regulären Abflug von Langkawi, startete der Flug MH1433 mit uns an Bord.

 


Dieser landete pünktlich um kurz vor 12.00 Uhr in Kuala Lumpur.
Hier bot sich uns allerdings abermals ein Bild, welches wir so nicht (um nicht zu sagen: niemals) erwartet hätten:

Der gesamte Flughafen war leer! Alle Geschäfte, Restaurants und Stände hatten geschlossen!!

Weit und breit waren keine Menschen zu sehen.
Außerdem war die Klimaanlage nicht eingeschaltet, so dass im gesamten Flughafen locker über 30 Grad herrschten.

 

Auch hier waren wir über eine Entscheidung, die wir im Vorfeld getroffen hatten, wieder einmal sehr froh:

Da unser Anschlussflug nach Doha erst um 20.00 Uhr starten sollte, hatten wir uns nämlich ein Tageszimmer im
Flughafenhotel gebucht.
Hier konnten wir uns bei funktionierender Klimaanlage und Roomservice ein wenig stärken und in Anbetracht der anstehenden Flüge in der Econmy noch ein wenig (vor)schlafen. 

 

Gut erholt und voller Vorfreude auf zu Hause starteten wir dann unseren Flug in Richtung Doha.

 

 

In Doha angekommen wurden wir dann ein weiteres Mal überrascht:

Wir erwarteten (natürlich) einen menschenleeren Airport, geschlossene Restaurants und Geschäfte,

tatsächlich hatte aber alles offen, sogar die Lounges!

 

Das war für uns nach den letzten Tagen zum einen ein richtiges Glücksgefühl und zum anderen konnten wir für unsere Freunde noch Zigaretten besorgen und die Zeit bis zu unserem Anschlussflug nach Frankfurt in der Lounge verbringen.

Zufälligerweise haben wir im Duty-Free-Shop eins der Paare wiedergetroffen, welches bis ganz zum Schluss mit uns auf Langkawi war und so haben wir die beiden dann (dank unserer American Express Platinum Karten) kurzerhand mit in die Lounge genommen.

 

Um 01.50 Uhr startete dann unser letzter Flug nach Frankfurt, wo wir knapp 7 Stunden später gelandet sind.

Rückblickend irritiert es zwar schon ein wenig, dass bei unserer Einreise nach Deutschland niemand ein Formular ausfüllen musste (immerhin kamen mit unserer Maschine aus Doha Touristen aus diversen Ländern in Afrika und Asien nach Deutschland) und wir auch in keiner Form kontrolliert wurden (selbst der Zoll glänzte durch Abwesenheit), zum damaligen Zeitpunkt waren wir aber einfach nur froh und glücklich wieder "zu Hause" zu sein!

 

Noch nie zuvor haben wir ein Foto von unserem Mietwagen an unsere Familie und Freunde gesendet, dieses Mal aber schon. 

 

 

Damit wollten wir allen zeigen, dass wir wieder gesund zurück in Deutschland sind, denn über unsere frühere Rückreise hatten wir vorher kein Wort verloren. Zu groß war die Angst, dass wir es evtl. nicht bis nach Deutschland schaffen würden.

Dementsprechend war dieses Foto von einem Mietwagen in einer Tiefgarage dann auch das meistgeliebte Foto unserer Reise!